Am Rosenmontag waren wir Minigärtner aus Nürtingen zu Gast in der Wilhelma in Stuttgart um dort mit Profigärtnern die Pflanzenwelt des Zoologisch-Botanischen Gartens zu erkunden und mit ihnen gemeinsam ans gärtnerische Werk zu gehen. Bei Frühlingssonne wurden wir empfangen von Dr. Björn Schäfer, dem Leiter des Fachbereichs Botanik der Wilhelma sowie von der angehenden Zierpflanzengärtnerin Debora Dörrer und von den Gärtnern Jürgen Rühle und Thomas Lehnen, beide verantwortlich für die Sammlung der Kakteen, Sukkulenten und fleischfressenden Pflanzen.
Zunächst stand ein ausführlicher Rundgang durch die Gewächshäuser auf dem Programm. Dabei staunten wir nicht schlecht, zum Beispiel über die sukkulenten Pflanzen, die besondere Strategien zur Wasserspeicherung entwickelt haben. Die sogenannten „Lebenden Steine“, das sind sukkulente Arten der Gattung Lithops, waren spannend anzusehen. Perfekt getarnt schauen sie tatsächlich aus wie Steine. Ein weiteres Highlight war der Goldkugelkaktus, auch „Schwiegermuttersitz“ genannt, von dem die Wilhelma ein 135 Jahre altes Exemplar zur Schau stellt. Auf dem Weg durch die Glashäuser bewunderten wir auch die Orchideenpracht und schnupperten an Duftgeranien und Vanilleschoten. Dabei hatten wir allerhand Fragen an die Gärtner: „Warum befinden sich manche Pflanzen in Glaskästen, wann werden die Pflanzen gegossen, wie alt ist der älteste Kaktus und wieviele Gärtner arbeiten in der Wilhelma“, das und vieles mehr wollten wir wissen. Thomas Lehnen und Jürgen Rühle gaben uns fachkundig Auskunft.
Im Anschluss an den Rundgang durften wir in der Kakteen- und Sukkulentensammlung hinter den Kulissen des Zoologisch-Botanischen Gartens unter Anleitung der Profis unseren eigenen kleinen „Schwiegermuttersitz“ topfen. Dabei demonstrierte Thomas Lehnen anschaulich, welche Hilfsmittel den Gärtnern die Arbeit mit den Kakteen erleichtern, also zum Beispiel Handschuhe, Greifzangen und Holzstäbe. Diese durften wir dann selbst ausprobieren. Dr. Björn Schäfer wartete noch mit einem besonderen Ansichtsexemplar auf, nämlich einem Dorn des „Schwiegermuttersitzes“, an dem das Alter anhand einer natürlich entstandenen Abfolge von Strichen quer zur Wachstumsrichtung abgelesen werden konnte, ähnlich der Jahrringe von Baumstämmen. „Diese Möglichkeit der Altersbestimmung von Pflanzenteilen des „Schwiegermuttersitzes“ haben Forscher erst vor Kurzem im kalifornischen Santa Barbara herausgefunden“, ließ er wissen. Beim gemeinsamen Schauen und Schaffen brachten die Profigärtner auch ihre Freude am Beruf zum Ausdruck und manche Erfahrung wurde uns auf den Weg gegeben: „Von den Pflanzen kann man viel lernen, Geduld zum Beispiel, also nicht gleich aufzugeben, wenn die Bedingungen mal ungünstig sind“, so Thomas Lehnen. Nach der rundherum gelungenen Aktion lockte uns schließlich der Entdeckungsnachmittag, den wir in der Wilhelma verbringen durften. „Es war ein toller Tag, wir haben viel gelernt und dabei Spaß gehabt – und wir sagen: Danke Wilhelma“.